114.000 Menschen lassen sich im Impfzentrum Kreis Lippe gegen das Coronavirus impfen.

Ziemlich genau neun Monate sind vergangen, dass der Kreis Lippe vermeldet: „Wir sind startklar im Kampf gegen Corona“. Am 15. Dezember 2020 kann das Impfzentrum in der Phoenix Contact Arena in Lemgo seinen Betrieb aufnehmen, was fehlt ist der Impfstoff. Am 8. Februar ist es dann aber soweit, die Türen öffnen sich für über 80-Jährige Lipperinnen und Lipper. Am Sonntagabend, 5. September, um 19 Uhr haben sich die Türen des Impfzentrums offiziell wieder geschlossen. Zeit für ein Fazit.

114.000 Menschen haben sich hier in den zurückliegenden Monaten ihren Pieks abgeholt. 103.500 von ihnen sind vollständig gegen das Coronavirus geimpft. „Das ist eine beeindruckende Zahl“, findet Landrat Dr Axel Lehmann, der am letzten Tag noch einmal ins Impfzentrum gekommen ist, um sich bei den verbliebenden anwesenden Mitarbeitenden und Helfern zu bedanken. „Ohne Sie wäre diese Mammutaufgabe nicht zu stemmen gewesen“, betonte er.

Insgesamt rund 1.000 Menschen zwischen 20 und 80 Jahren und mit den unterschiedlichsten beruflichen Hintergründen haben ihren Teil dazu beigetragen, das Coronavirus einzudämmen. Ärzte und Apotheker, medizinische Fachangestellte, Pharmazeutisch-technische Angestellte, Leitungskräfte, Mitarbeiter am Empfang, in der Dokumentation, im Backoffice, Security, Ordner, Hausmeister, Techniker, IT-Fachleute, Einsatzleiter der lippischen Feuerwehren, Köche, Hilfsorganisationen, Ehrenamtliche und viele mehr sind zu einem Team gewachsen. „Es ist ein komisches Gefühl, jetzt zu gehen“, sagen alle, die man in diesen Tagen fragt.

Viele positive Begegnungen bleiben in Erinnerung. So kam im Februar, als der Schnee viele zentimeterhoch auf den Straßen und dem Dach der Phoenix Contact Arena lag, ein älterer Mann aus dem Kalletal zu Fuß nach Lemgo, um sich seine Impfe abzuholen. Tatsächlich war es vielfach die ältere Generation, die sich dankbar ob der Hilfsbereitschaft im Impfzentrum zeigte, einige haben vor Freude geweint als ihnen ihr Termin am Telefon bestätigt wurde. Zahlreiche Dankesschreiben erreichten die Mitarbeiter und bestätigten sie in ihrer Arbeit. Vor einigen Tagen brachte ein Impfling Schokolade für alle vorbei. Über die sozialen Medien startete eine junge Frau einen Aufruf. Sie hatte im Impfzentrum einen sympathischen Mann kennengelernt und wollte ihn wiedersehen.

Es gab auch sehr viele Fundsachen: Schlüssel, Taschen sowie zahlreiche Impfpässe. Und ein Gebiss. Der Besitzer konnte nicht ermittelt werden. Nach Schließung des Impfzentrums werden die Sachen in das Fundbüro der Stadt Lemgo gebracht. Wer noch etwas vermisst, kann also dort sein Glück probieren.

Wie es positive Erinnerungen gibt, bleiben auch die weniger guten Momente im Gedächtnis. Immer wieder gab es Menschen, die geschimpft haben. Mal waren es die langen Warteschlangen, ein anderes Mal der Frust darüber, dass man nach Hause geschickt wurde, weil man noch nicht „an der Reihe“ war. Einige haben es sich auch kurzfristig anders überlegt und ihren Termin nicht wahrgenommen: „Ich möchte meinen Termin absagen, denn ich habe nur aus Jux und Dollerei gebucht“, schrieb ein Herr eine nette E-Mail an das Impfzentrum. Sich ständig ändernde Vorgaben durch Bund oder Land haben ihren Teil dazu beigetragen, an vielen Stellen Unmut und Unverständnis zu erzeugen. Eine Frau las bereits in der Impfkabine sitzend auf ihrem Handy den Nachrichtenticker und stellte fest, dass die aufgezogene Spritze mit dem Impfstoff von AstraZeneca nicht mehr an sie verimpft werden darf. „Heute lachen wir über diese Situationen. Aber wir mussten schon häufig improvisieren“, sagt Sascha Medina, Organisatorischer Leiter des Impfzentrums. „Am Anfang haben wir oft geschwitzt, ob der Impfstoff bis abends reicht“, verrät er.

Trauriger Höhepunkt war ein Unfall im Mai: Auf dem Weg zur Impfung stürzte eine Person schwer und starb noch vor Ort an ihren Verletzungen. Zum Glück mussten die Ärzte und Rettungskräfte ansonsten nur selten eingreifen.

Mit jedem Monat und jeder verfügbaren Impfdosis mehr wuchs auch die Routine. So liefen die Betriebsimpfungen ab Juni reibungslos. Alle Unternehmen hatten sich im Vorfeld sehr gut vorbereitet. Auch Asylsuchende und Obdachlose bekamen mit Unterstützung der Kommunen die Gelegenheit, sich impfen zu lassen.

Seit Juli gibt es zudem mobile Angebote in den lippischen Städten und Gemeinden. „Jede einzelne Impfung führt uns ein Stück weit zur Normalität zurück“, betont Dr. Hans-Christian Körner, Bezirksstellenleiter der Kassenärztlichen Vereinigung Westfalen-Lippe. Noch bis Ende September gibt es laut Impferlass die Möglichkeit, sich mobil impfen zu lassen. Der Impfbus des Kreises fährt alle Kommunen an. Danach sind die niedergelassenen Ärzte Hauptansprechpartner für die Impfung gegen das Coronavirus.

Aktuelle Informationen zum Thema gibt es unter www.kreis-lippe.de/corona/impfung.

Zahlen, Daten und Fakten (Stand: 6. September):

Rund 1.000 Mitarbeitende im Impfzentrum

  • 253 Ärztinnen und Ärzte
  • 200 Medizinische Fachangestellte (MfAs)
  • 100 Apothekerinnen und Apotheker sowie 225 Pharmazeutisch-technische Assistenten (PTAs)
  • Rest Sonstige (Mitarbeiter am Empfang, in der Dokumentation, im Backoffice etc.)

Impfungen im Impfzentrum Kreis Lippe

  • 8. Februar (1. Tag) – 162 Erstimpfungen
  • bis zum 8. März – 9.700 Erstimpfungen
  • bis zum 8. April- 36.800 Erstimpfungen
  • bis zum 6. Mai – 70.633 Erstimpfungen
  • bis zum 5. September – 114.126 Erstimpfungen

Foto: Kreis Lippe.