Ausstellung beschäftigt sich mit Geschichte des MCC-Hilfswerks.

Das Museum für russlanddeutsche Kulturgeschichte hat am Wochenende eine neue Plakatausstellung zur Geschichte des Mennonite Central Committee (MCC) eröffnet. Zuvor fand ein Workshop zu einer Patchworkdecken-Spendenaktion statt

Eröffnungsveranstaltung
Nachdem Heinrich Wiens als Kurator für Bildung und Vermittlung am Museum für russlanddeutsche Kulturgeschichte alle Anwesenden begrüßt hatte, sprach Johannes Dyck, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Museum, über die Anfänge des Mennonite Central Committee, das als Antwort auf das Leiden im Süden Russlands im Jahr 1920 gegründet wurde. Die Gründer glauben, dass mit Frieden gestartet werden müsse, um eine bessere Welt zu bauen: „Wir wollen Menschen wieder versöhnt sehen, mit Gott, einander und der Schöpfung.“ Seit den Anfängen verfolgte das MCC das Ziel, sich der Nöte in der Welt „im Namen Christi“ anzunehmen. Das MCC möchte „Wunden heilen“ und Frieden sowie Gerechtigkeit fördern.

Heute arbeite das MCC auf der ganzen Welt, einschließlich Kanada und den USA – mit einem jährlichen Etat von etwa 100 Mio. US-Dollar. Sie unterstützen lokale Partner dabei, innovative Lösungen für ihre Probleme zu finden. „Durch die Interessenvertretung verstärkt MCC die Stimmen seiner Partner. Das alles tun wir im Namen des Friedens.“ Weiter fügte er hinzu, dass das MCC ihre Arbeit nicht ohne Unterstützung in Form von Zeit, Geld, Gebet und Sachspenden wie Decken und Hilfesets leisten könne. Sehr viele Freiwillige sind in unterschiedlichen Krisengebieten engagiert. Eines der teuersten Projekte war die Entsendung von Hilfsgütern nach dem Erdbeben in Indonesien. Das zweitteuerste Projekt war der Bau einer Straße in Paraguay. Heute setzt sich der MCC unter anderem für Gebiete im Nahen Osten ein. An vielen Kleidungsstücken wurden Sticker mit den Worten „Im Namen Jesu“ angebracht, die die Motivation hinter der Hilfe verdeutlichen sollten.

Auch die MCC-Direktoren der Regionen Europa und Naher Osten James Wheeler und Linda Herr, die in Jordanien stationiert sind, nahmen an der Feierlicht mit großer Begeisterung teil und überreichten dem Museum als Anerkennung und Dank ein Fotobuch mit wertvollen historischen Aufnahmen, die die Arbeit des MCC im Laufe der Jahrzehnte für Russlanddeutsche geleistet hatte. Abschließend bot das Museum eine Führung durch die neue Ausstellung an. Die Plakatausstellung zur Geschichte von MCC wird noch bis zum 29. September zu sehen sein.

Patchworkdecken-Workshop
Vor der Eröffnung der neuen Plakatausstellung fand von 10 bis 16 Uhr noch ein Patchworkdecken-Workshop statt. Ziel des Workshops war es, die Herstellung von Patchwork-Decken vorzustellen, so dass Gruppen auch im Raum OWL sich an den Spendenaktionen beteiligen können. Die Decken werden über das Netzwerk von MCC an hilfsbedürftige Länder geschickt. Bisher habe das MCC bereits fast 50.000 Decken in verschiedene Länder wie Burkina Faso, Ecuador, Jordanien, Libanon, Syrien und Ukraine versendet. Zwei Initiativen haben sich daraus ergeben, die ersten Treffen fanden bereits statt.

Ursprung und Ziel des MCC
Die Gründung des MCC-Hilfswerks ist eng mit der Geschichte von russlanddeutschen Christen verknüpft. Im Jahr 1920, unmittelbar nach der Revolution, wurde die Ukraine (Südrussland) von Bürgerkrieg, Hungersnot und Krankheit heimgesucht. Die Friedenskirchen der Mennoniten in der Ukraine sandten in der Folge einen Hilferuf an die Mennoniten Westeuropas, der Vereinigten Staaten und Kanadas. In einem Brief aus Südrussland heißt es: „Liebe Brüder! Helfen Sie uns, wir sterben! Die Hungersnot tobt immer mehr und das Leiden nimmt täglich zu, ja, stündlich.“ Noch im selben Jahr wurde das MCC ins Leben gerufen. Der Direktor von American Mennonite Relief, eine Abteilung von MCC, trug damals in sein Tagebuch ein: „Als wir die mennonitischen Dörfer besuchten, wurden wir lebhaft auf die schrecklichen Bedingungen aufmerksam gemacht. Die Stille des Todes hing wie ein Sargtuch über den Häusern. Kein Hund bellte, denn sie hatten auch ihre Hunde und Katzen schon aufgegessen …“.
Aus dem Tagebucheintrag von Orie Miller vom 16. Oktober 1920, einem MCC-Freiwilligen: „Am Abend versammelten sich die Dorfbewohner und wir hörten die übliche traurige Geschichte des Dorfes. Wie alle Häuser wiederholt von Besatzungsarmeen ausgeraubt worden waren. Die Menschen haben nur noch die Kleidung, die sie selbst tragen, und können keine anderen kaufen, haben keine Seife, um diese Kleidung oder sich selbst zu waschen, haben keine Pferde mehr, mit denen sie Getreide ausschütten können, und kaum genug Nahrung für den Winter. Sie sind sich überhaupt nicht sicher, ob das Schlimmste vorbei ist.“
Im Jahr 1922 begann die Hilfe des MCC in der Stadt Alexandria, dem heutigen Saporischschja. Dort wurden Tafeln bzw. Suppenküchen eingerichtet, wo es Brot, Kakao, Reis, Bohnen und Suppe gab, damit niemand verhungern musste. So erhielten Bedürftigen über nationale, konfessionelle und soziale Grenzen hinaus 43.000 Tagesportionen mit Mahlzeiten, außerdem insgesamt etwa 7.000 Paar Schuhe, 4.000 Röcke etc. Von 1922 bis 1923 versorgte das MCC 75.000 Menschen mit den notwendigen Gütern, um deren Überleben zu sichern. Mit Hilfe des MCC sind in den Ende der 1920er Jahren viele Mennoniten aus der Sowjetunion nach Südamerika umgesiedelt worden. Während des Zweiten Weltkriegs haben Mitarbeiter des MCC Camps für die Flüchtlinge aus der Sowjetunion gegründet und sie dort unter anderem mit selbst gefertigten Decken versorgt. Als in den 80er Jahren die Russlanddeutschen nach Deutschland zurückkehrten, organisierte der MCC Unterstützung unter anderem in Form medizinischer und administrativer Hilfe.

Foto: Museum für russlanddeutsche Kulturgeschichte