Auftaktveranstaltung an der TH OWL belegt notwendigen Kurswechsel.

„Wir haben noch sieben Jahre, um die Hälfte unseres CO2-Fußabdrucks zu halbieren.“ Mit dieser klaren Botschaft machte Professor Dr. Ing. Adrian Riegel während der Auftaktveranstaltung des sail.Ing-Projektes OWL deutlich, wie wenig Zeit uns noch bleibt, die Weltklimaziele zu erreichen. Die Veranstaltung fand am Mittwoch im Audimax der Technischen Hochschule in Lemgo statt. „Da muss man schon genau überlegen, was man künftig noch macht und was nicht. Ich sage: Fleisch weg, Segeln bleibt“, so der Professor. Eigentlich mache Segeln keinen Sinn, da man nur hin und her fahre, allerdings sei der CO2-Fußabdruck eh gering, gut gegen das Nature-Defizit-Syndrom sei es auch und Spaß mache es sowieso, sagte Riegel.

Damit war die Windrichtung für die Auftaktveranstaltung des sail.Ing OWL-Projektes klar. In dessen Rahmen soll ein Segelboot aus nachhaltigen Werkstoffen gebaut werden, das sich als Hochleistungsboot international messen lassen kann. „Unser interdisziplinäres Projekt sowie die Teilnahme am 1001 Vela Cup 2023 in Italien werden einen Paradigmenwechsel in der Projektarbeit einläuten“, ist sich Professor Riegel sicher. „Wir müssen unsere alten Tugenden wiederentdecken und an die Möglichkeiten der neuen Technologien andocken, dann schaffen wir das auch“, ermunterte er das aus Studierenden, VDI- und Unternehmensvertretern bestehende Publikum. Riegel lehrt Holzbearbeitungsmaschinen und –technologien an der Technischen Hochschule Ostwestfalen-Lippe.

Professor Dr. Jürgen Krahl, Präsident der TH OWL, freut sich auf das Projekt, weil es genau in die Lehrphilosophie der Technischen Hochschule passe. „Wir verbinden bei diesem Projekt das, was die Menschen im Alltag benötigen mit moderner Technik. Kurz: Angewandte Wissenschaften und gelebte Nachhaltigkeit. Beides liegt uns am Herzen und beides macht die TH OWL aus.“

Auf einen Innovations- und Motivationsschub innerhalb der Region durch das Projekt hofft auch Professorin Dr. Merijam Gotzes, Vorsitzende des VDI OWL „Wir haben ja schon bei den bisherigen Projekten mit Professor Riegel kooperiert. Bei diesem ehrgeizigen Projekt entstand nun die Idee, das Projekt weiter zu öffnen. Schließlich haben wir in OWL alles, was man für innovative Ansätze beim Bootsbau braucht: Hochschulen, Unternehmen und Werften“, so die Professorin für Informatik und Computervisualistik an der Hochschule Hamm-Lippstadt. Die Verbindung von Konstruktionsmethodik, Werkstofftechnik, Informatik, Stromungstechnik, Medizin, Sicherheit, Meteorologie, Logistik und Kommunikation erschließe neues Wissen in allen Disziplinen.

Damit sind für das Projekt allerdings auch besondere Fähigkeiten bei denjenigen Studierenden gefragt, die mitwirken wollen. Sie wurden von den Holztechnik-Masterstudenten Michael Vogt und Justus Doerfert (TH OWL) vorgestellt. „Es geht in diesem Projekt um interdisziplinäres Weiterbilden: jeder Fachbereich hat ja einen eigenen Blick auf das gleiche Problem. Deshalb ist es wichtig, dass diejenigen, die an dem Projekt mitwirken, offen für Neues sind, eigene Ideen einbringen und den Mut zu Veränderungen haben“, so Michael Vogt. Zuvor hatte Justus Doerfert den Zuschauern erläutert, wie er gemeinsam mit anderen Studierenden auf die Idee des interdisziplinären, gemeinsamen Studierens gekommen ist.

Studierende der Technischen Hochschule Ostwestfalen-Lippe, der Hochschule für Musik Detmold, der Fachhochschule Bielefeld, der Hochschule Hamm-Lippstadt, der Universität Bielefeld und der Universität Paderborn können am Projekt sail.Ing OWL teilnehmen.

Als Botschafter der Kampagne haben die Macher des Projektes den 19-jährigen Bad Salzufler Einhand-Profisegler Melwin Fink gewinnen können. Obwohl er erst in der vergangenen Woche sein neues Boot durch einen Mastbruch verloren hatte, ließ er es sich nicht nehmen, im Audimax mit einem lebhaften Foto- und Videovortrag von seinem unverhofften Triumph mit der Sign for Com der Serie 920 beim Mini Transat Cup 2021. Dort belegte Fink bei seiner ersten Teilnahme an der Atlantik-Überquerung nach einem für ihn dramatischen Rennen den dritten Platz.

Foto: TH OWL