Anlässlich des 25-jährigen Jubiläums des Weiterbildungs­studiengangs Musikvermittlung veranstaltet die Hochschule für Musik Detmold vom 21. bis 22. Juni eine Tagung unter dem Motto „Let’s bloom together“. Die Studiengangsleitung, Tagungsteilnehmende und Gäste möchten angesichts der gesellschaftlichen Veränderungen Bilanz ziehen. Welche Rolle übernehmen der Studiengang und dessen Absolvierende, die mittlerweile international vernetzt an Konzerthäusern wirken, in einem Gestaltungsprozess einer Gesellschaft im 21. Jahrhundert, in dem Musik die treibende Kraft sein soll?

Zu dieser und vielen weiteren Fragen hat das Organisationsteam verschiedene Szenarien entworfen, in denen Aufgabenfelder der Musikvermittlung nicht nur reflektiert, sondern im ständigen Dialog betrachtet werden. Verschiedene Best Practice-Ansätze zeigen auf kreative Weise, wie Musikvermittlung gestalten kann.

Unter dem Aspekt „Being a good neighbor“ wird Deniz Elbiz, Beauftragter für Diversität, Integration und Antirassismus der Stadt Neuss, die Tagung bereichern. Er spricht darüber, wie man die Vielfalt der Gesellschaft zum Ausgangspunkt für neues Denken und Handeln machen und mit Musik so begeistern kann, dass Menschen erreicht werden, denen klassische Musik bisher verwehrt blieb. Eines der wohl prominentesten Beispiele an ehemaligen „Detmoldern“ ist Steven Walter, Intendant des Internationalen Beethovenfestes Bonn. Sein Vertrag wurde gerade im Mai bis 2029 verlängert. Er studierte u. a. an der HfM Detmold Violoncello. Zusammen mit den Musikvermittlerinnen Marion Leuschner und Lydia Kappesser zeigt er Visionen auf, wie man ein Musikfestival durch neue Formate für alle Menschen einer Stadtgesellschaft öffnen und gleichzeitig verschiedene Orte einer Stadt bespielen kann. Nicole Zielke wird am Beispiel ihrer Arbeit an der Theaterwerkstatt Bethel zeigen, wie Menschen aus unterschiedlichen Kontexten und Milieus in einem soziokulturellen Zentrum zusammenkommen, um Kunst zu schaffen und Diskurse anzuregen.

Diese Stationen können von den Tagungsgästen nach Interesse gewählt werden, um Gedanken und Fragen zu einer Vision zusammenfließen zu lassen. Am folgenden Tag wird diese Vision zusammen mit Katharina von Radowitz und Alexander von Nell vom Netzwerk Junge Ohren e.V. in die Praxis überführt. Zwischendurch gibt es immer wieder Raum für Networking und Austausch.

Der Studiengang Musikvermittlung wurde vor 25 Jahren von Prof. Dr. Ernst Klaus Schneider gegründet und reagierte damit auf die tiefgreifenden Veränderungen im klassischen Musikbetrieb. Mit der zunehmenden Alterung des Publikums wuchs die Notwendigkeit, neue Formate für ein junges Publikum zu entwickeln. Diese Ansätze entwickelten sich bald zu einem berufsbegleitenden Studiengang, der Menschen in Musikberufen eine Vision und ein Verständnis für eine sich wandelnde Gesellschaft und veränderte Begegnungen mit Musik aufzeigt. Heute ist Musikvermittlung ein kreativer „Thinktank“, der längst nicht mehr nur Fragen der Konzertpädagogik umfasst, sondern Musik frei von Genres, Formaten und Konventionen betrachtet. Eine Musik, die alte Gewissheiten neu denkt, ohne dass sie neue aufzwingt und dabei ihre gesellschaftliche Rolle als Vermittlerin zwischen Kultur und Gesellschaft bewusst wahrnimmt.

Studierende aus ganz Deutschland und darüber hinaus reisen nach Detmold, um Fächer wie Bühnenpräsenz, Moderationsästhetik und Sprecherziehung zu erlernen und das Gelernte in die Praxis zu tragen. Sie bekommen vermittelt, wie Konzerte zu ganzen Performances heranwachsen, die Tanz, Theater, Film und Animation miteinschließen. Ein deutschlandweites Alumni-Netzwerk verbindet ehemalige Studierende, die nun in bedeutenden Institutionen wie den Berliner Philharmonikern, der Tonhalle Düsseldorf und dem Beethovenfest Bonn wirken. Bis heute bietet der Detmolder Studiengang Musikvermittlung das einzige Angebot für einen staatlichen Abschluss in dieser Disziplin deutschlandweit.

Quelle: Hochschule für Musik Detmold