Am Sonntag ist es wieder soweit: Die Uhren werden eine Stunde zurück, auf Winterzeit gestellt. Das bedeutet für viele Eltern Stress mit den Schlafenszeiten der Kinder, Pendler verpassen Züge, Mikrowellenuhren zeigen die falsche Zeit an. Und das, obwohl die EU die Abschaffung doch längst beschlossen hatte. Tatsächlich liegt das Ende der Zeitumstellung aber in weiter Ferne, denn dazu müssten sich die Mitgliedstaaten auf eine gemeinsame Linie einigen. Konkret: dauerhafte Sommer- oder Winterzeit. Und genau da liegt das Problem. Prof. Korbinian von Blanckenburg von der Technischen Hochschule Ostwestfalen-Lippe spricht sich für eine mutige Entscheidung aus, denn die Zeitumstellung kostet die Wirtschaft Geld.

Winterzeit und Sommerzeit haben Vor-und Nachteile, die jeder kennt. Bei dauerhafter Sommerzeit wäre es im Winter morgens später hell, bei dauerhafter Winterzeit wäre die Sonne im Sommer schon sehr früh morgens zu sehen. Für Wirtschaftswissenschaftler Korbinian von Blanckenburg wäre jetzt der optimale Zeitpunkt, um die Entscheidung zur Zeitumstellung voranzutreiben. „Dank Corona haben viele Unternehmen und andere Institutionen eine neue Flexibilität entwickelt. Homeoffice und Online-Konferenzen sind mittlerweile Alltag, längst sind wir nicht mehr pedantisch um 8 Uhr im Büro und es funktioniert irgendwie trotzdem erstaunlich gut.“ Das betrifft zum Beispiel Dienstreisen, die durch Online-Meetings ersetzt werden. Auch Schulen entdecken die digitalen Möglichkeiten. An Hochschulen sind digitale Vorlesungen, Arbeitsgruppen und Besprechungen nicht mehr wegzudenken. „Ein weiterer Corona-Effekt ist die zurückgewonnene Fähigkeit sich auf neue Situationen einzustellen. Wir haben uns an wöchentlich neue Regeln, regional verschieden und abhängig von diversen Faktoren, gewöhnt. So wäre es doch gerade jetzt ganz einfach, die Zeitumstellung abzuschaffen und vor allem unseren Tagesrhythmus an die Helligkeit anzupassen“, so von Blanckenburg. Ob das Winter- oder Sommerzeit ist, ist laut dem Wirtschaftswissenschaftler gar nicht so entscheidend. Ausschlaggebender ist für von Blanckenburg eine einheitliche Zeit innerhalb einer großen Wirtschaftszone wie der EU. „Zeitzoneninseln sind ökonomisch ein Graus. Für die EU wäre eine baldige Entscheidung daher eine echte Chance, denn in allen Mitgliedsländern wird die Zeitumstellung von der Bevölkerung weitestgehend abgelehnt.“