Auf den Spuren jüdischen Lebens in Detmold.

Die Woche vom 7. bis 13. November stand für die Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit in Lippe e.V. (GfCJZ in Lippe e.V.) ganz im Zeichen des Besuchs von vier Mitgliedern der Enkel- und Urenkelgeneration Felix Fechenbachs.

Der jüdische Journalist, Sozialist und Schriftsteller Felix Fechenbach lebte seit 1928 in Detmold und arbeitete als Redakteur für die sozialdemokratische Zeitung „Volksblatt“. Mit seinen Glossen unter dem Pseudonym „Nazi-Jüsken“ legte er die Absichten und auch Skandale der NSDAP immer wieder offen und wurde im März 1933 von den Nazis in sogenannte „Schutzhaft“ genommen. Bei seiner Überstellung in das KZ Dachau wurde er im Kleinenberger Wald ermordet. Seine Frau Irma und seine drei Kinder Kurt, Lotti und Hanni konnten rechtzeitig fliehen und überlebten den Holocaust in der Schweiz und in den USA.

Die aktuelle Einladung folgt einer langen Tradition der Gesellschaft, die bereits seit den 1990er Jahren Begegnungswochen zunächst mit Detmolder Überlebenden des Holocaust und in den letzten Jahren verstärkt mit der zweiten und dritten Generation von Detmolder Jüdinnen und Juden organisiert. Die Gäste können so die Stadt ihrer Vorfahren und die historischen Orte ihrer Familiengeschichte erkunden, die sie bisher nur aus Erzählungen oder alten Fotos kennen. Gleichzeitig wird der Verbundenheit Detmolds mit den Nachkommen Ausdruck verliehen und der deutsch-jüdische Dialog in die Gegenwart getragen.

Auf dem Programm der Besuchswoche für Carl Fey (Enkel) und seinen Sohn Eric (Urenkel) sowie für Balz und Kathie Wiederkehr (Enkel) standen unter anderem individuelle Ortserkundungen in Detmold. Dabei werden die vielfach noch erhaltenen Wohngebäude, Schulen, Geschäfte und auch der jüdische Friedhof miteinbezogen. Die Auseinandersetzung mit Archivalien zur Biografie von Felix Fechenbach und seiner Familie war ebenfalls ein wichtiger Teil der gemeinsamen Erinnerungsarbeit. Am 9. November nahmen die Besucher an den Gedenkfeierlichkeiten zur Reichspogromnacht 1938 in der Lortzingstrasse und beim anschließenden Konzert in der Heilig-Kreuz-Kirche teil. Ein Empfang bei Bürgermeister Frank Hilker im Rathaus stand ebenfalls auf der Agenda sowie eine Einladung der Felix-Fechenbach-Stiftung, deren Vorsitzender Dr. Dennis Maelzer die Besucher zu einem Abendessen und persönlichen Gespräch eingeladen hatte. Zu den Höhepunkten zählten neben Besuchen des Detmolder Felix-Fechenbach-Berufskollegs und der Felix-Fechenbach-Gesamtschule in Leopoldshöhe eine Diskussion mit der Israel-AG des Detmolder Grabbe-Gymnasiums.

Während des einwöchigen Besuchs wurde vor allem der Frage nachgegangen, welche Erinnerungen an das Leben in Detmold an die nächsten Generationen tradiert wurden und welche Relevanz die Herkunft der Eltern und Großeltern für die Kinder und Enkelkinder hatten und haben. Was wissen die Nachfahren von den Erlebnissen ihrer Familien während des Holocaust, was wurde weitererzählt und was nicht? Abgerundet wurde das Besuchsprogramm mit kulturellen und touristischen Besuchen in Detmold und Umgebung.

„Wir sind sehr beeindruckt, wie in Detmold und Lippe die Erinnerungskultur an unseren Großvater Felix Fechenbach gelebt wird und freuen uns besonders über die Begegnungen mit Menschen, die sich inhaltlich und persönlich so intensiv engagieren,“ lautet das Fazit der Gäste am Ende der Besuchswoche. „Wir bedanken uns für die großzügige Gastfreundschaft und die herzliche Aufnahme!“

Weitere Informationen zur Person Felix Fechenbachs und seiner Familie stehen hier: www.gedenkbuch-detmold.de.

Foto: GfCJZ Lippe/Petra Schröder-Heidrich