IHK Lippe zu den Corona-Beschlüssen vom 23. März.

Kreis Lippe. Neben dem Motto „GemeinsamZuHauseBleiben“ hätte sich IHK-Präsident Volker Steinbach noch das Motto „GemeinsamUnternehmen“ sowie Mut in die unternehmerische Verantwortung gewünscht. Von den jüngsten Entscheidungen der Bund-Länder-Konferenz vom 23. März 2021 zeigt sich die Industrie- und Handelskammer Lippe zu Detmold (IHK Lippe) hingegen weitestgehend enttäuscht. Die Beschlüsse seien ein harter Rückschlag für die bereits angefangenen Maßnahmen der Wirtschaft. Sie hofft, dass zumindest Teile dieser Entscheidungen jetzt doch noch revidiert werden.

Steinbach fasst die Beschlüsse so zusammen: „Da wäre schon mehr drin gewesen: Mehr Perspektive für große Teile unserer Wirtschaft, die schon Monate geschlossen sind. Mehr Mut für die, die trotzdem immer bereit sind, mit Konzepten Wirtschaft und Gesundheitsschutz zu vereinbaren. Ich muss mich daher doch fragen: Wo sind die Idee, der Mut, die Planbarkeit? Die Beschlüsse sind deshalb für mich eine Enttäuschung. Ich hätte mir mehr Kreativität für die von den Schließungen betroffenen Branchen gewünscht, anstatt nun nur komplett zurückzudrehen.“

Im Hinblick auf sichere Perspektiven fordert Steinbach mehr Fingerspitzengefühl und einen offenen Blick. So Steinbach weiter: „Keiner von uns will den Kollaps des Gesundheitssystems und wir müssen gemeinsam auf steigende Inzidenzzahlen reagieren – aber Beispiele aus Rostock oder Tübingen zeigen Ansätze, wie es gehen könnte und ich bin mir sicher, Lippe kann das auch. Es gibt Verknüpfungen zwischen Teststrategien und einem davon abhängigen Öffnungsszenario und die IHK Lippe würde so einen Versuch hier bei uns sofort unterstützen. Die Landesregierung will dies ja in vier bis fünf Regionen in NRW testen.“

Steinbach fordert, dass nun mit allem Nachdruck endlich tragfähige, schnelle und praxistaugliche Impf- und Teststrategien sowie verlässliche Öffnungsszenarien umgesetzt werden. Steinbach argumentiert konkret: „Nur reden hilft da nicht weiter. Diese Beschlüsse werden vielen Unternehmen und Selbstständigen im Einzelhandel, der Gastronomie, dem Tourismus, dem Beherbergungsgewerbe und der Veranstaltungsbranche weiter den Boden unter den Füßen wegziehen. Sie hatten mit sehr vielen Investitionen in Hygiene und Kontaktermittlung wichtige Schritte in eine gesicherte Kundenbetreuung gemacht oder auf erste Öffnungen zu Ostern Richtung Außengastronomie gehofft. Da muss jetzt das Tempo in NRW und auf Bundesebene bezüglich Tests und Impfungen schleunigst angezogen werden!“

Die IHK Lippe betont, dass digitale Angebote zur Nachverfolgung und Einlasskontrollen im Umlauf seien. Diese Angebote müssten stärker miteinander verbunden werden. Leider sei eine zunehmende Resignation in den besonders stark betroffenen Branchen festzustellen. Seit einem Jahr erarbeite man dort kreative und sichere Konzepte und zeige Eigenverantwortung. So befürchtet die IHK Lippe als eine Konsequenz, dass beispielsweise die Rücknahme von „Click & Meet“ ein echter Stimmungskiller für den Einzelhandel werde.

Eine weitere Hürde stelle der nun geplante Ruhetag am Gründonnerstag dar. Gerade diese, auf einzelne Tage bezogenen Regelungen, führten für die Unternehmen zu einem enormen organisatorischen Zusatzaufwand und Zusatzkosten, gefährdeten die Aufrechterhaltung der Logistik- und Wertschöpfungsketten und sorgten insgesamt für große Unsicherheit in der Abgrenzung über alle Branchen hinweg. Gut eine Woche vor Gründonnerstag sei vieles völlig unklar: Wer darf wann unter welchen Bedingungen öffnen? Müssen für diesen Tag geplante Aufträge und Liefertermine nun storniert werden? Hier müsse kurzfristig nachgebessert werden.