An der Gauseköte sollen Windkraftanlagen entstehen

Die Gauseköte ist in Lippe ein Dauerthema. Erst brachten Kyrill und Friederike die Straße zwischen Berlebeck und Schlangen in die Schlagzeilen, dann war es ein abgerutschter Hang, jetzt sind es Windräder.
Die Nachricht, dass Stephan Prinz zur Lippe rund acht Hektar rechts und links der Straße an das Unternehmen Westfalenwind verpachten möchte, sorgte in den sozialen Medien für gemischte Kritik.

Mit 13 Windkraftanlagen plant der lippische Prinz dem Klimawandel die Stirn zu bieten. Die Flächen, auf denen die Anlagen entstehen sollen, sind im Moment – durch Sturm, Trockenheit und Borkenkäfer – verödet, sodass keine Bäume für die Windkraftanlagen fallen müssten. Betreiben würde die Windräder die Firma Westfalenwind, an die die entsprechenden Flächen zunächst für 25 Jahre verpachtet werden sollen. Während sich die Windräder drehen, soll darunter neuer Laubwald wachsen.

Stephan Prinz zur Lippe ist dem Land gegenüber grundbuchlich dazu verbürgt, mit Holzgewinnen das Detmolder Schloss als Kulturdenkmal zu erhalten. In den kommenden Generationen wird die Holzwirtschaft aber keine großen Summen abwerfen. Bis ein Laubbaum eine entsprechende Höhe und Krone erreicht hat, können gut 120 Jahre vergehen, Nadelbäume brauchen etwa 80 Jahre.
Der Prinz muss sich also nach anderen Erwerbsmöglichkeiten umschauen, weshalb die Idee aufkam, die Flächen für Windkraftanlagen zu nutzen. Gutachten bezüglich Boden, Schall- und Artenschutz liegen bereits vor oder würden momentan eingeholt, heißt es.

Dass das Unternehmen nicht zwangsläufig auf Begeisterung stoßen würde, sei ihm klar gewesen, äußerst sich Stephan Prinz zur Lippe. Schließlich sei der Bau der Anlagen auch ein Einschnitt ins Landschaftsbild. Mit 160 Metern Nabenhöhe und einer Gesamthöhe von etwa 240 Metern wären die Anlagen weithin sichtbar. Allerdings sei die Veränderung der lippischen Landschaftsoptik ein kleineres Problem, als die Veränderungen durch den Klimawandel es werden würden.

Mit der Idee, auf aktuell brachliegende, ehemalige Waldflächen Windräder zu bauen, ist Stephan Prinz zur Lippe nicht allein. Erst kürzlich hat NRW-Umweltministerin Ursula Heinen-Esser bei den Waldbauern angekündigt hat, sich für Möglichkeiten von Windkraft auf Schadensflächen einzusetzen.

„Die Forstbetriebe stehen plötzlich vor lauter Flächen, auf denen sie in den nächsten Jahrzehnten keinerlei Erträge mehr erwirtschaften können. Gleichzeitig müssen sie investieren und ans Klima angepasst aufforsten. Wenn sie die ohnehin freien Flächen für Erneuerbare Energien nutzen könnten, schlagen sie gleich drei Fliegen mit einer Klappe: Die Forstbetriebe haben planbare Einnahmen, sie können das Geld in klimaangepasste Aufforstung investieren und zusätzlich verhindern die Anlagen sofort CO2-Emissionen. Aber bisher ist das faktisch kaum umzusetzen. Hier braucht es ein Umdenken. Wir brauchen die Windenergie für den Wald,“, erläutert Reiner Priggen (Dipl.-Ing.), Vorsitzender des Landesverbandes Erneuerbare Energien NRW (LEE NRW).