Harter Lockdown birgt enorme Risiken für den Einzelhandel und die Innenstädte.

Der nun schon seit Anfang November geltende Lockdown hat die Anzahl der täglichen Neuinfektionen nicht eindämmen können. Bei den nun zur Verhandlung stehenden Maßnahmen sollten dennoch auch die wirtschaftlichen Folgen beachtet werden.

„Ein zweiter, harter Lockdown würde insbesondere den Einzelhandel erneut auf eine harte Probe stellen“, kommentiert Volker Steinbach, Präsident der Industrie- und Handelskammer Lippe zu Detmold (IHK Lippe), das Szenario. „Da die Fallzahlen nicht sinken und in Lippe eine Inzidenz von über 300 erreicht wurde, ist es offensichtlich, dass weitere Maßnahmen notwendig sind. Das muss aber mit Augenmaß geschehen und sollte keine einseitigen Lasten für den Einzelhandel in den umsatzstärksten Wochen bedeuten“, so Steinbach weiter.

Insgesamt sollte die Zeit genutzt werden, um verantwortungsvolle Öffnungsperspektiven für alle geschlossenen Branchen zu entwickeln. Dazu ist es nun aber erforderlich die Datenlage weiter zu verbessern und den Gesundheitsschutz aufzurüsten.

Sollte es zu weiteren Verschärfungen kommen, so müsse dies maßvoll erfolgen. „Anders als im Frühjahr sind die Finanzpolster vieler stationärer Händler aufgebraucht und die Umsätze reichen bei weitem nicht an das Vor-Corona-Niveau heran. Bei einer IHK Blitzumfrage Mitte November mussten knapp 70 Prozent der lippischen Einzelhändler Umsatzeinbußen melden. Bei einem Achtel hat sich der Umsatz sogar mehr als halbiert. Ein erneuter harter Lockdown würde das Insolvenzrisiko in der Branche deutlich erhöhen und die Attraktivität der Innenstädte langfristig gefährden. Auch wäre eine Auswirkung für andere Branchen nicht auszuschließen“, befürchtet Steinbach.

Für den Einzelhandel sei vor allem zu bedenken, dass das Weihnachtsgeschäft nicht am 24. Dezember ende, sondern gerade die Zeit bis zum Jahreswechsel wesentlich zum Jahresumsatz beitrage. Der Handel wie auch das Gastgewerbe hätten bereits jetzt funktionierende Hygienekonzepte. Weitere Verschärfungen sollten daher, wenn überhaupt, erst nach dem Jahreswechsel greifen. Sollte es dennoch zu flächendeckenden Geschäftsschließungen kommen, weist die IHK Lippe darauf hin, dass dann weiterreichende Unterstützung notwendig werde. „Wie in anderen Branchen sind dann auch für betroffene stationäre Einzelhändler Finanz- und Überbrückungshilfen notwendig“, so Steinbach.

Aber auch etwaige Finanzhilfen sind nicht beliebig verlängerbar. Gerade kontaktarmen Geschäftsmodellen sollte eine Perspektive eingeräumt werden, wie und wann sie ihr Geschäft wieder öffnen können. Nur so können die Unternehmen ihre Teams über die kommenden Monate zusammenhalten.