Statement der Lehrenden der Hochschule für Musik Detmold zur Schließung der Kultureinrichtungen durch COVID-19

Sehr geehrter Herr Ministerpräsident Laschet,
sehr geehrte Frau Ministerin Pfeiffer-Poensgen,

seit dem 03.11.2020 befinden sich die kulturellen Institutionen des Landes faktisch in einem kompletten Lockdown.

Zum zweiten Mal in diesem Jahr sind alle kulturellen Veranstaltungen aufgrund der angespannten COVID-19-Lage untersagt und daher abgesagt worden.

Die Kulturschaffenden haben diese Maßnahmen im ersten Lockdown zwar als schwierig, teilweise auch existenzbedrohend, erlebt, aber im Rahmen einer solidarischen Bekämpfung der Pandemie selbstverständlich akzeptiert und umgesetzt.

In der Zwischenzeit sind gerade von Theatern, Opern und Konzerthäusern enorme Anstrengungen unternommen worden, um die Möglichkeiten von Infektionen, gestützt auf die immer neuesten wissenschaftlichen Erkenntnisse, soweit wie irgendwie möglich auszuschließen. Dies konnten wir sowohl als ausübende KünstlerInnen wie auch als ZuhörerInnen bzw. ZuschauerInnen aus nächster Nähe erfahren. Durch diese Konzepte ist es daher auch in keinem bestätigten Fall zu einem Ausbruch von Ansteckungen in diesen Kultureinrichtungen gekommen.

Dass diese Bemühungen durch das jetzt wieder geltende pauschalisierte Verbot keinerlei Beachtung finden, ist für uns nur schwierig nachzuvollziehen.

Als Lehrende und ausübende KünstlerInnen sehen wir tiefgreifende Konsequenzen, weil wir unserer Verantwortung für die Ausbildung des künstlerischen Nachwuchses nicht angemessen nachkommen können.

Anders als es die Lockdown-Begründung suggeriert, handelt es sich bei Konzertaufführungen unserer Studierenden nicht nur um Freizeitveranstaltungen, sondern um einen signifikanten Teil ihres Studiums. Die regelmäßige Möglichkeit, sich mit seiner Musik live vor Publikum zu präsentieren, Erfahrungen jedweder Art auf der Bühne zu machen und sich somit zu entwickeln, ist ein essenzieller Bestandteil der künstlerischen Ausbildung und kann durch nichts ersetzt werden. BesucherInnen von Kulturinstitutionen und künstlerischen Veranstaltungen sind keine Kunden, sondern Mitwirkende. Sie sind Teil des kulturellen Lebens. Kulturelles Leben ist aber eine zentrale Säule unserer Gesellschaft.

Dass all dies nun bereits zum zweiten Mal nicht mehr möglich ist, wirft einen großen Schatten auf das Studium der vielen jungen Menschen, die mit Begeisterung und Engagement in der Ausübung ihrer Kunst einen erheblichen Beitrag zur kulturellen Bildung der Gesellschaft erbringen.

Durch die pauschale Schließung der Kulturstätten ist nun der Eindruck entstanden, hierbei handele es sich um Orte mit besonderem Gefahrenpotenzial, die darüber hinaus auch nicht „systemrelevant“ seien. Dies empfinden wir als ein fatales kulturpolitisches Signal, welches sich insgesamt negativ auf die Zukunft sowohl der jetzigen als auch zukünftiger Studierendengenerationen auswirken wird und Konsequenzen für unser gesellschaftliches Miteinander in sich birgt.

Die seit Jahrhunderten gewachsene einzigartige und lebendige Kulturlandschaft unseres Landes, die auch Ausdruck unseres sozialen und demokratischen Selbstverständnisses ist, steht auf dem Spiel.

Deshalb bitten wir dringend um eine differenziertere Betrachtung, wenn darüber befunden wird, welche Maßnahmen ab dem 01.12.2020 zur Eindämmung der COVID-19-Pandemie ergriffen werden sollen.

 Die Lehrenden der Hochschule für Musik Detmold

Ah Ruem Ahn, Maya Ando, Prof. Stanislau Anishchanka, Hiroko Arimoto, Prof. Heike Arnold-Joppich, Olaf Bade, Prof. János Bálint, Thomas Berning, Boris-Alexander Bolles, Prof. Dr. Markus Brenk, Simon Brüggeshemke, Nicola Bunte, Daniel Catalán Dávila, Anja Damianov, Kim Efert, Anke Ellinghaus-Bendt, Hajdi Elzeser, Prof. Dr. Bernd Englbrecht, Leonore Falkenhausen, Prof. Eckhard Fischer, Prof. Friedhelm Flamme, Steven Marko Förster, Shawn Grocott, Prof. Paul Adolf Halwax, Tobias Haußmann, Bruder Karl-Leo Heller, Alexandra Herdieckerhoff, Janina Hollich, Dr. Diane Hunger-Zumwalt, Prof. Aloisia Hurt, Sebastian Iseringhausen, Prof. Xenia Jankovic-Richter, Jorin Wolfram Jorden, Kjell Arne Jörgensen, Friedemann Jörns, Marko Kassl, Prof. József Kiss, Christian Kleinert, Martin Klett, Gabriela Koch, Michael Koch, Prof. Anne Kohler, Christian Köhn, Simone Krächter, Prof. Peter Kreutz, Fritz Krisse, Birgit Kronshage, Danica Kupkovic, Prof. Manuel Lange, Sumi Lee, Aron Leijendeckers, Prof. Dr. Susan Lempert, Prof. Thomas Lindhorst, Prof. Florian Ludwig, Prof. Elena Margolina-Hait, Prof. David Marlow, Prof. Dr. Ekkehard Mascher, Prof. Ulrike-Anima Mathé, György Mészáros, Michael Meyer, Prof. Thomas Georg Mittmann, Tino Mönks, Andrea Müller, Nadja Naumova, Fumito Nunoya, Frank Oberschelp, Prof. Tobias Pelkner, Prof. Alfredo Perl, Prof. Diemut Poppen, Edwin Vinzenz Pröm, Beate Ramisch, Christiana Rathmer, Ursula Rost, Georg Rox, Antonio Ruiz Gimenez, Martin Rust, Prof. Martin Sander, Prof. Dr. Michael Sandner, Annette Schmidt-Höngen, Prof. Hartmut Schneider, Martin Schneider, Christian Schoenefeldt, Prof. Godelieve Schrama, Prof. Matthias Schröder, Prof. Dr. Michael Schubert, Eva Schüttler, Wolfgang Siegenbrink, Prof. Reinhild Spiekermann, Lydia Steiger, Charlotte Stein, Prof. Norbert Stertz, Prof. Otmar Strobel, Eeva Tenkanen, Prof. Caroline Thomas, Christian Tölle, Prof. Ivan Törzs, Azusa Toyama, Jens Uhlenhoff,Prof. Fabio Vettraino, Angelo Villari, Alexis Wagner, Ulrike Wahren, Prof. Hans-Jörg Wegner, Eckhard Wiemann, Martin Wiese, Chunhua Zhang, Prof. Mario Zeffiri