Marcel und Leo verschaffen Kindern und Jugendlichen aus Einrichtungen der Erziehungshilfe Gehör.

Die beiden Jugendlichen Marcel und Leo aus der Grabbe Jugendwohngemeinschaft in Detmold sind zwei von ca. 35.000  Kindern und Jugendlichen, die in Nordrhein-Westfalen in stationären Einrichtungen der Erziehungshilfe leben. Seit ein paar Wochen bilden die beiden 17-Jährigen die „Stimme“ aller oben genannten 35.000 Kinder und Jugendlichen, weil sie für zwei Jahre in die aus insgesamt 11 Mitgliedern bestehende Interessenvertretung  „Jugend vertritt Jugend“ gewählt wurden. Erstmalig konnten sich alle Kinder und Jugendlichen, die in NRW in Wohngruppen und stationären Erziehungshilfeeinrichtungen leben, an der Wahl beteiligen.

Die Interessenvertretung „Jugend vertritt Jugend“ wird unterstützt und begleitet von der Fachstelle „Gehört werden!“ der Landesjugendämter Rheinland und Westfalen. Die Fachstelle hat zum Ziel, Kinder und Jugendliche aus stationären Einrichtungen der Erziehungshilfe in NRW dabei zu unterstützen, ihr Recht auf Beteiligung wahrzunehmen und sich über die eigene Einrichtung hinaus mit anderen jungen Menschen auszutauschen und sich einzumischen. „Außerdem sind Hilfen zur Erziehung erheblich wirksamer, wenn Kinder und Jugendliche in sie betreffende Entscheidungen mit einbezogen werden.“, sagt Ina Foschepoth von der Fachstelle „Gehört werden“.

Genau hierin besteht auch die Hauptaufgabe von „Jugend vertritt Jugend“. Die gewählten Vertreter wollen sich für die Anliegen der Kinder und Jugendlichen aus stationären Einrichtungen stark machen, Stellung beziehen und die Interessen der jungen Menschen auf politischer, gesetzlicher und gesellschaftlicher Ebene vertreten. Marcel aus der Grabbe-WG sieht in der Interessenvertretung eine gute Möglichkeit, um das Image der Kinder und Jugendlichen aus Einrichtungen der Erziehungshilfe zu verbessern und für mehr Gleichberechtigung zu kämpfen. „Wir wollen nicht mehr diskriminiert werden. Jeder soll die gleichen Chancen haben.“, sagt Marcel. Für Leo hingegen ist es ein großes Anliegen, alle Kinder und Jugendlichen in Einrichtungen über ihre Rechte zu informieren, die unter anderem in der UN-Kinderrechtskonvention oder auch im  Kinder- und Jugendhilfestärkungsgesetz nachzulesen sind.
Weitere Zielsetzungen bestehen z. B. auch in der Anhebung des seit 20 Jahren nicht mehr erhöhten Bekleidungsgeldes. So hat die Interessenvertretung z. B. in der jüngsten Vergangenheit dazu beigetragen, dass Kinder und Jugendliche in Heimen und Pflegefamilien künftig mehr von ihrem selbst verdienten Geld behalten können.

Mussten Sie bisher 75 Prozent abgeben, sind es künftig nur noch 25 Prozent. Hierzu wurden mit einer Petition europaweit fast 12.000 Unterschriften gesammelt.

„Jugend vertritt Jugend“ gibt es bereits in fünf Bundesländern. Alle Interessenvertretungen haben sich zum Bundesnetzwerk der Interessenvertretungen (BUNDI) zusammengeschlossen, um auch national für die Rechte und Anliegen von Kinder und Jugendlichen aus der Jugendhilfe einzutreten.

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