Jubiläum mit Symposium zur Zukunft des Holzes.

Mit einem Symposium rund ums Holz hat sich die Bezirksgruppe Lippe des Waldbauernverbandes NRW e. V. im Audimax der Technischen Hochschule Ostwestfalen-Lippe jetzt selbst gefeiert. Anlass war das 75-jährige Bestehen der Bezirksgruppe. Der Waldbauernverband Nordrhein-Westfalen e. V. ist die freie Vereinigung der privaten Waldbesitzer in Nordrhein-Westfalen. Hier bewirtschaften über 150.000 Waldbesitzer rund 585.000 Hektar Privatwald. Mit einem Privatwaldanteil von 63 Prozent ist NRW das Land mit dem höchsten Privatwaldanteil in Deutschland. Als forstpolitische Interessenvertretung seiner Mitglieder hat der Waldbauernverband das Ziel, die Leistungsfähigkeit des Privatwaldes mit seinen vielfältigen Nutz-, Schutz- und Erholungsfunktionen zu sichern, zu fördern und zu steigern.

Bei der Veranstaltung im Audimax ging es nun darum, die Waldbauern in Lippe und die Holzproduktion aus Lippe zusammenzubringen. In mehreren Vorträgen wurde das nachhaltige Wirtschaften, Aufforsten und Holzverarbeiten beleuchtet. Klammer dieser Themen ist in Lippe das Smart Wood Center OWL. Die im Braker Schloss beheimatete  Denk- und Forschungsfabrik ist Anlaufpunkt für die unterschiedlichsten Branchenakteure sowie für den Nachwuchs der innovativen Holzverarbeitung. Sie dient als firmenneutraler Identifikations- und Kollaborationsort für die Bereiche Bildung, Wirtschaft und Wissenschaft.

Im Kern entsteht eine Plattform zur Generierung von Innovationen vom Waldbau über den Holzbau sowie innovative Industrieprodukte aus Holz bis hin zu neuen Produktions- und Vermarktungsprozessen. Die drei Aspekte Forschung und Entwicklung, Vernetzung und Transfer sowie Aus- und Weiterbildung stehen bei allen Aktionen im Fokus. So auch während des Jubiläums-Symposiums des Waldbauernverbandes.

Der Präsident der Technischen Hochschule Ostwestfalen-Lippe, Professor Dr. Jürgen Krahl, begrüßte als Hausherr die Gäste. Er verdeutlichte in seinem Grußwort, dass Holz – ähnlich wie Nahrungsmittel – eine sehr große Bedeutung für die kulturelle Entwicklung habe . Es sei zudem eng verbunden mit dem Thema Nachhaltigkeit. Krahl zog einen großen Bogen von der Sesshaft-Werdung des Menschen bis zum Jahr 2040. Dann nämlich gäbe es 1,3 Milliarden Menschen mehr auf der Erde. „Die Menschen wollen auch in der Zukunft essen und brauchen zudem akzeptablen und nachhaltig erzeugten Wohnraum und in diesem auch Mobiliar, das zumeinst aus Holz ist“, sagt Krahl und verwies bei der Gelegenheit auf den Fachbereich Produktions- und Holztechnik, der sich unter der Führung von Dekan Professor Reinhard Grell genau mit diesen wichtigen Fragen der Holztechnik beschäftige.

Auch bei der Holzverarbeitung spiele die Digitalisierung eine immer größere Rolle. Dass uns die Vorstellungskraft für exponentielles Wachstum, das auch für die Digitalisierung gelte, fehle, macht Krahl am Beispiel der „Schachbrett-Legende“ deutlich. Danach wollte ein indischer König den Erfinder des Schachspiels belohnen. Dieser wünschte sich auf dem ersten Schachquadrat ein Reiskorn, auf dem zweiten zwei, auf dem dritten vier usw. „Die Digitalisierung wächst wie der Reis auf dem Schachbrett. Auf allen 64 Feldern läge so viel Reis, dass Deutschland einen Meter mit Reis bedeckt sei. Bei nur zehn Feldern mehr,  wären es schon ca. 1000 Meter und bei 84 Feldern würde der Reis bis an die Grenze des Weltalls reichen“, macht Krahl den exponentiellen Aufwuchs der Digitalisierung anhand der Schachbrettlegende deutlich.

Im Namen des Smart Wood Centers OWL stehe „Smart“ für den Bezug zur Digitalisierung. „Unser TH OWL Claim Working for a smarter region gilt natürlich auch für die Holztechnik“, sagt der TH OWL-Präsident.

Die Vorsitzende der Bezirksgruppe Lippe des Waldbauernverbandes NRW, Beatrix Boetstegers, erinnerte daran, dass es hier in Lemgo 1949 den ersten großen Waldbauerntag nach dem zweiten Weltkrieg gegeben habe. Da habe die lippische Bezirksgruppe bereits längst existiert. „Vielleicht sind die Lipper ja doch immer vorne dran“, sagt Boetstegers mit einem Augenzwinkern.

Der Stellvertreter des lippischen Landrats Rainer Grabbe sagt, das 75-jährige Jubiläum sei ein hervorragender Anlass, um über die aktuellen Herausforderungen der Holzbereitstellung zu reden. 1945 hätten die Städte in Schutt und Asche gelegen, Holz habe hals Brennmaterial eine große Rolle gespielt. „Heute spielt Holz im Zusammenhang mit dem Klimawandel eine bedeutende Rolle als Klimaregulator und nachhaltiger Rohstofflieferant in immer mehr Wirtschaftsbereichen“, sagt Grabbe. Die aktuellen Kriegsereignisse hätten auch Einfluss auf die Holzwirtschaft, denn klimaorientierte Lösungen müssten mit krisensicheren Ansätzen für unsere Rohstoffversorgung einhergehen. Hier sei Holz ein geeigneter Rohstoff.

„Holz kann in der Zukunft eine enorme Rolle spielen. Hier ist die Weiterentwicklung in der Lehre genauso erforderlich, wie neue Techniken beim Einschlag, beim Sägewerk, bei der Produktveredelung bis hin zu einer rechtlich sicheren Basis. So kann auch das Smart Wood Center OWL einen wesentlichen Beitrag für die Fortentwicklung der Holzverarbeitung leisten“, sagt Grabbe.

Foto: TH OWL