Klavierlieder mit Brechtgedichten von Eisler und Weill; Texte von Hannah Arendt.

„Lobet die Kälte, die Finsternis und das Verderben!“ So beginnt Brechts „Großer Dankchoral“, den er wenige Jahre nach dem Ersten Weltkrieg in seine „Hauspostille“ aufnahm. Brecht, der sich mit Kirchenliedern ebenso gut auskannte wie mit Bibeltexten, bildete Metrum und Reimstruktur einem berühmten Kirchenlied von Joachim Neander (1650‐1680) nach, „Lobe den Herren, den mächtigen König der Ehren“. Das Loblied mit einem Text zu hören, der wie ein Echo auf das Durcheinander von Kaisersturz, Kapp‐Putsch und galoppierender Inflation klingt, ist ein beklemmender Zusammenstoß zweier Welten, zu hören am Samstag, 13. August um 19.30 Uhr, in der Oerlinghauser Kirche St. Michael (Marktstr. 19). „Denken ohne Geländer“ – unter diesem Motto werden Auszüge aus einem Essay der großen jüdischen Denkerin Hannah Arendt über Bertolt Brecht mit Liedern von Hanns Eisler und Kurt Weill über Brecht‐Texte konfrontiert. Arendt fragt nach Brechts „Linientreue“ und würdigt ihn zugleich als einen großen Dichter am Puls jener finsteren Zeiten, in denen sie beide lebten.

Brit Dehler vom Bielefelder Schauspiel liest aus Arendts Buch „Menschen in finsteren Zeiten“; Cornelie Isenbürger vom Bielefelder Musiktheater, die dankenswerterweise kurzfristig für Melanie Kreuter eingesprungen ist, singt Lieder auf Brechttexte. Kirchenmusikdirektor Johannes Vetter, seit 2018 Organist an der Marienkirche Stiftberg in Herford, hat das Programm entwickelt und begleitet die Sängerin am Flügel. „Denken ohne Geländer“ ist Bestandteil der fünfteiligen Veranstaltungsreihe „Staunen Lernen Trauern“, die der Landesverband Lippe im Rahmen des Jubiläums „1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland“ auf den Weg gebracht hat.

Der Eintritt beläuft sich auf 15 Euro, ermäßigt 10 Euro.

Karten: www.landesverband-lippe.de

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