Ukrainische Gastwissenschaftlerin unterstützt internationale Studierende beim Spracherwerb.

Die Hochschule für Musik Detmold hat im Mai einen Kooperationsvertrag mit der Nationalen Musikakademie Odessa abgeschlossen. Hierbei handelt es sich um die älteste Musikhochschule der Ukraine. Zu ihren bekanntesten Absolventen zählen der Pianist Emil Gilels sowie die beiden Violinisten David Oistrach und Nathan Milstein. Bereits im Vorfeld war es der Hochschule gelungen, eine Förderung für eine Gastwissenschaftlerin aus der Ukraine zu erhalten. Die Phoenix Contact Stiftung, die sich die Förderung von Wissenschaft, Forschung und Bildung auf die Fahnen geschrieben hat, stellte bereits unmittelbar nach dem Beginn des Krieges in der Ukraine Mittel für ein Forschungsstipendium zur Verfügung. Im Sommer schließt sich eine entsprechende Maßnahme der VolkswagenStiftung an. Aufgrund dieser Unterstützung ist Prof. Dr. Iryna Cherniaieva, Vizerektorin für Bildung und Internationale Beziehungen der Musikakademie in Odessa, nun in den kommenden Monaten als Gastwissenschaftlerin an der Hochschule für Musik Detmold tätig. In der Forschung und Lehre befasst sich Cherniaieva mit Fremdsprachen im Bereich der musikalischen Ausbildung, ein Themenfeld, das sich passgenau in ein bestehendes Vorhaben der Hochschule einfügt. Denn im Kontext der Studiengangsentwicklung ist der Spracherwerb der internationalen Studierenden für den Studienerfolg und die Hochschulgemeinschaft von zentraler Bedeutung. „Hier entsteht für beide Parteien eine Win-win-Situation, denn in Odessa ist dazu eine beachtliche Expertise aufgebaut worden“, sagt Hochschulrektor Prof. Dr. Thomas Grosse. Cherniaieva könne dabei das Detmolder Studiengangsentwicklungsteam durch ihre Kompetenzen ergänzen und gleichzeitig ihre Forschungstätigkeit weiterverfolgen.

Aus diesem Anlass haben sich beide Hochschulen darauf verständigt, ihre Zusammenarbeit zu einer Kooperation auszubauen. Dies wurde im Rahmen einer Online-Konferenz vereinbart, an dem neben dem Rektorat der Hochschule für Musik Detmold auch der Rektor der Nationalen Musikakademie Odessa, Prof. Dr. Oleksandr L. Oliinyk, teilnahm. Oliinyk bedankte sich für das entgegengebrachte Vertrauen, das beide Hochschulen zusammengeführt habe. Man könne sich auf eine beidseitige Zusammenarbeit verständigen, die angesichts der Situation realistisch sei, sagt Oliinyk. „Wir möchten von hier aus etwas tun, um das Studienangebot der Musikakademie in Odessa in diesen schwierigen Zeiten zu unterstützen“, bekräftigte Rektor Thomas Grosse. Zunächst wird sich der Austausch auf virtuelle Begegnungen beschränken müssen, aber auf gemeinsame Austauschprogramme mit Studierenden oder Lehrenden wird gehofft. Ebenso denkbar sei die Realisierung gemeinsamer Veranstaltungen, Konferenzen oder Publikationen sowie die Zusammenarbeit in verschiedenen Bereichen der künstlerischen Praxis, Wissenschaft und Forschung.

Die Rektoren aus Detmold und Odessa unterschrieben eine Kooperationsvereinbarung für die Dauer von fünf Jahren. Des Weiteren haben sich beide Hochschulen einer Rahmenvereinbarung angeschlossen, die im Jahr 2014 zwischen den deutschen und ukrainischen Hochschulkonferenzen entstanden ist.

Seit Beginn des Kriegsausbuchs bemüht sich die Hochschule für Musik Detmold darum, in Zusammenarbeit mit den anderen Musikhochschulen deutschlandweit Verfahren zu entwickeln, um Musikstudierende aus der Ukraine aufzunehmen. Das Angebot für geflüchtete Studierende besteht darin, als Gaststudierende Unterricht bei Lehrenden der HfM Detmold zu erhalten oder ins Detmolder Jungstudierenden-Institut aufgenommen zu werden, um sich dann gegebenenfalls der Eignungsprüfung an einer Musikhochschule zu stellen. Hierzu verständigen sich die International Offices aller Musikhochschulen landes- und bundesweit, um je nach Kapazität Plätze zu verteilen.