1.383 Tage Donald Trump: Wirtschaftswissenschaftler der TH OWL über die wirtschaftliche Bilanz des US-Präsidenten

Kreis Lippe. Amerika wählt und US-Präsident Trump will bei seinen Wählern mit wirtschaftlichen Erfolgen punkten. Amerika sei Dank seiner Errungenschaften die „greatest economy ever“. Doch wie sieht die Bilanz des Präsidenten tatsächlich aus?

„America First“, nach dieser Devise richtet Donald Trump vor allem seine Wirtschaftspolitik aus. Handelsabkommen der USA mit anderen Ländern kündigt er entweder auf oder stellt sie zumindest infrage. Seit 2018 führt er einen aggressiven Handelskrieg mit China. Hier geht es vor allem um die Einführung oder Erhöhung von Zöllen. Hintergrund ist neben dem Handelsbilanzdefizit der USA der Streit um den Schutz geistigen Eigentums und erzwungene Technologietransfers in China insbesondere im Bereich Smartphones. „Dieser Handelsstreit wirkte sich auf die gesamte Weltwirtschaft aus. Unterm Strich ist die Bilanz der Handelspolitik von Trump gemischt. Zwar verkleinerte sich das US-Handelsbilanzdefizit, aber die Differenz zwischen Exporten und Importen war 2019 immer noch größer als 2017“, sagt Prof. Dr. Korbinian von Blanckenburg, Dekan des Fachbereichs Wirtschaftswissenschaften an der Technischen Hochschule Ostwestfalen-Lippe.

„Greatest economy ever?“ Trump hatte angekündigt, das Bruttoinlandsprodukt BIP werde um vier bis sechs Prozent wachsen. Dieses Ziel hat sich auch vor dem von der Corona-Pandemie überschatteten Jahr 2020 bei weitem nicht erfüllt. „Das Wachstumsniveau war vergleichbar zu den Jahren unter Barack Obama“, erklärt Prof. von Blanckenburg. „Im Jahr 2020 traf die Corona-Pandemie die USA sehr heftig – auch, weil restriktive Maßnahmen erst sehr spät eingeführt wurden.“

Auch die konkreten Maßnahmen von Donald Trumps angekündigter Steuerreform sind nach Ansicht des Wirtschaftswissenschaftlers überschaubar. 2017 wurden die Unternehmenssteuern von 35 auf 21 Prozent gesenkt. Dadurch erhoffte man sich Investitionen, die allerdings ausblieben. Am Ende führte die Steuerentlastung der Unternehmen vor allem dazu, dass sich die Unternehmensgewinne vergrößerten.

Ups and downs auch an der Börse: Wie haben sich Dow-Jones und Nasdaq in Trumps erster Amtszeit entwickelt? „Turbulent“, bilanziert von Blanckenburg. „Trump befeuerte die Aktienmärkte immer wieder mit Ankündigungen z.B. vom großen Aufschwung, oder dem Ende der Corona-Pandemie. Das wirkte sich aber nicht nachhaltig auf die Aktienkurse von US-Unternehmen aus. Vielmehr vergrößerte sich die Unsicherheit in den Märkten.“

Die Arbeitslosenquote in den USA hat sich in den Jahren unter Donald Trump zunächst verringert. Anfang 2020 lag sie bei 3,5 Prozent, statt bei fünf Prozent unter Barack Obama. Danach sorgte Corona für eine vorrübergehende Arbeitslosenquote von 15 Prozent, mittlerweile ist sie wieder etwas gesunken. Ob die anfangs geringe Arbeitslosenquote der Regierung Trump zugerechnet werden kann, wird allgemein aber hinterfragt. Demnach setzte sich hier ein Trend fort, der bereits unter Obama beobachtet werden konnte.

Prof. Dr. Korbinian von Blanckenburg, Dekan des Fachbereichs Wirtschaftswissenschaften an der TH OWL. Foto: TH OWL