Die Gauseköte ist wieder freigegeben

Die Gauseköte ist fertig. „Endlich“, wird mancher Lipper denken. Zuletzt hatten noch die Schilder für Geschwindigkeitsbegrenzung und Wildwechsel gefehlt. Die sind jetzt aufgestellt worden, sodass die Straße zwischen Berlebeck und Schlangen nach fünf Monaten Bauzeit wieder freigegeben ist. In der Zeit ist nicht nur der Hang von 42 Grad auf standsichere 24 Grad abgeflacht, sondern auch die Straßendecke erneuert worden.

„Wir sind von einer Fertigstellung im Frühjahr 2021 ausgegangen“, sagt Andreas Meyer, Straßen.NRW Niederlassungsleiter, „denn wenn in Lippe der Winter ausbricht, dann als erstes auf der Gauseköte. Ein Wintereinbruch hätte eine womöglich lange Unterbrechung der Bauarbeiten zur Folge gehabt.“
Dass die Bauarbeiten vor dem Winter fertig wurden, lag zum einen am guten Bauwetter, zum anderen an der guten Arbeit der Baufirma, aber auch an der gründlichen Planung zur Bauweise. Für viele hat diese Phase viel zu lange gedauert, die kurze Bauzeit bestätigt aber das Vorgehen.

„Wir freuen uns, dass diese Verkehrsader nun wieder zur Verfügung steht“, sagt Landrat Dr. Lehmann, „schließlich ist die Gauseköte insbesondere für die Anbindung von Schlangen an Detmold von großer Bedeutung.“ Schlangens Bürgermeister Marcus Püster nickte zustimmend und ergänzte, dass Schlangen nun wieder eine Ausweichstrecke mehr zur Verfügung steht, falls die B1 im Winter glatt sein sollte.

Da die Gauseköte für einen längeren Zeitraum voll gesperrt war, hat sich in dieser Zeit das Verhalten des Wildbestandes verändert. Verkehrsteilnehmer müssen sowohl mit Tieren auf der Fahrbahn als auch mit erhöhtem Wildwechsel rechnen. Um die Sicherheit des Wildes und des Straßenverkehrs zu gewährleisten, gilt für die gesamte Strecke in beiden Fahrtrichtungen ab sofort Tempo 50 und ein Überholverbot. Dies gilt insbesondere auf der neuen Fahrbahn, da neue Fahrbahnen zunächst noch nicht die notwendige Griffigkeit haben und bei höheren Geschwindigkeiten eine Rutschgefahr besteht.  Diese Einschränkungen gelten für eine Übergangszeit. In regelmäßigen Abständen wird mit Experten die Situation neu bewertet, um die angeordneten Maßnahmen anzupassen. Große Warntafeln weisen auf die Vorschriften hin. „Mit dem Tempolimit wollen wir Menschen und Wildtiere bestmöglich schützen, damit die Freude über die Wiedereröffnung nicht gleich wieder durch Wildunfälle getrübt und die Gauseköte nicht unser Unfallschwerpunkt Nummer 1 wird,“

Bereits im November 2015 war an dem Anstieg kurz nach der Gaststätte Hirschsprung ein Hang ins Rutschen gekommen. Da die betroffende Stelle bereits zuvor ein Engpass war und man nicht abschätzen konnte, ob der Hang eventuell weiter abrutschen und eine Gefährdung für den Straßenverkehr darstellen könnte, war die Straße vorsorglich kurz gesperrt worden und danach bis Januar 2019 problemlos befahrbar. Eine potentielle Gefährdung für den Straßenverkehr, etwa, weil der Hang nachrutschen könnte, bestand damals nicht. Vorwiegend war dieser damals mit flachwurzelnden Nadelbäumen bewachsen. Dazwischen befanden sich aber auch noch einige Baumstümpfe von Laubbäumen, deren Wurzeln nach wie vor tief in den Boden reichten, und dem Hang Stabilität verliehen.

Nachdem Straßen.NRW Bohrungen durchgeführt hatte, um Erkenntnisse über die Beschaffenheit des Hanges zu sammeln, war klar: Die Absicherung des Hanges würde nicht einfach werden. Die oberen Schichten bestehen aus Sand, darunter befindet sich poröser Kalkstein. „Der Hang ist eigentlich eine Düne“, erklärte Marcel Neuhaus von der Prüfstelle für Straßenbaustoffe und Baugrunduntersuchen des Landesbetriebs Straßenbau.NRW damals.

Nach der letzten Kaltzeit in Lippe, die vor etwa 30.000 Jahren stattfand, hatte sich der Sand aus der Senne dort abgelagert. „Was hier am Hang passiert ist, kann man auch beobachten, wenn man am Strand eine Sandburg gebaut hat und der Sand dann nach und nach trocknet. Die oberen, äußeren Schichten rutschen irgendwann ab“, veranschaulichte Marcel Neuhaus damals.

Die Baumaßnahmen in Fakten:
Baubeginn 22. Juni 2020
Freigabe 24. November 2020
60 Meter hohe Böschung von etwa 42 Grad auf standsichere 24 Grad abgeflacht
Sicherung vor Erosion durch Wind und Niederschlag durch Kokosmatte mit Ansaat
Hauptleistungen
ca.   7.000 m2 abgeholzte Waldflache roden
ca.   1.500 m3 Oberboden abtragen
ca. 22.500 m3 Boden lösen und verwerten
ca.   6.500 m2 Erosionsschutzmatte verlegen
ca.   5.000 m2 Asphaltdeckschicht (4 cm)
ca.   5.000 m2 Asphalttragschicht  (8 cm)
ca.      350 m Bord- und Rinnenanlage (3-zeilig) erneuern
ca.      180 m Rinne herstellen
Auf der gegenüberliegenden Böschung vorsorgliche Sicherung von Bereichen mit größeren Bewuchslücken durch bepflanzte Pilotwände auf einer Gesamtlänge von etwa 200 Metern. Diese schützen das locker gelagerte Erdmaterial temporär vor Erosion durch Wind und Regen und ermöglichen so lokal ein Anwachsen von Steckhölzern.
Gesamtkosten etwa eine Million Euro.

Endlich den Weg frei gemacht: (von links) Marcus Püster (Bürgermeister Schlangen), Frank Hilker (Bürgermeister Detmold, Andreas Meyer (Straßen.NRW) und Landrat Axel Lehmann. Foto: Merz