Apothekerin Kathrin Bauerrichter ist pharmazeutische Leiterin im Impfzentrum.

Kreis Lippe. Normalerweise treffen Kunden Kathrin Bauerrichter in ihrer Apotheke in Dörentrup. Als Inhaberin der Arminius-Apotheke und Kreisvertrauensapothekerin für den Altkreis Lemgo ist sie gut ausgelastet. Doch derzeit verbringt die 55-Jährige viel Zeit im Impfzentrum in der Phoenix Contact-Arena. Bauerrichter ist die pharmazeutische Leiterin und zieht nicht nur selbst die Spritzen mit dem „flüssigen Gold“ auf, wie sie den Impfstoff mit einem Augenzwinkern betitelt, sondern leitet auch ihre Kollegen an.

Insgesamt rund 100 Apotheker und 225 Pharmazeutisch-technische Assistenten haben sich bisher für den Dienst im Impfzentrum gemeldet. Wer zum ersten Mal im Einsatz ist, bekommt eine Einführung durch Kathrin Bauerrichter – angefangen bei der Dokumentation der Impfdosen, die für den Tag zur Verfügung stehen, bis zum Entsorgen der leeren Impffläschchen. Der Weg dazwischen ist für das pharmazeutischen Personal eigentlich Routine und dennoch besonders. „Man merkt vielen die Aufregung in den ersten Minuten an, aber jeder freut sich, helfen zu dürfen“, erzählt Bauerrichter.

In voller Schutzkleidung nimmt Kathrin Bauerrichter im eigens eingerichteten Apothekerraum des Impfzentrums eine Ampulle Impfstoff des Herstellers Biontech aus dem Kühlschrank. Heute Morgen wurde er geliefert und wartet nun auf seine Anwendung. Vorsichtig schwenkt sie das Fläschchen in ihrer Hand. Erschütterungen könnten den Impfstoff unwirksam machen. „Außerdem kontrollieren wir jede Ampulle auf Verfärbungen oder Fremdpartikel“, erklärt sie. Beides wäre ein Ausschlusskriterium für die weitere Nutzung. Der Biontech-Impfstoff liegt als Konzentrat vor und muss zunächst rekonstituiert werden. Das heißt, der unverdünnte Impfstoff wird mit einer Kochsalzlösung gemischt und erst anschließend in die Spritzen aufgezogen. Nach dem Verdünnen ist er sechs Stunden haltbar. „Der AstraZeneca-Impfstoff ist bereits dosierfertig und weniger anfällig“, weiß die pharmazeutische Leiterin. Grundsätzlich gilt das „No Touch-Prinzip“. Spritzenöffnungen und andere Stellen, die später mit dem Impfstoff in Kontakt kommen, dürfen nicht berührt werden. Aus einer Ampulle Biontech-Impfstoff lassen sich in der Regel sechs Impfdosen ziehen, die AstraZeneca-Fläschchen sind größer. Hieraus lassen sich bis zu elf Impfdosen gewinnen. „Jede Spritze wird mit Datum und Uhrzeit dokumentiert bevor sie den Apothekerraum in Richtung Impfstraßen verlässt“, beschreibt die Pharmazeutin den letzten Schritt in ihrem Arbeitsablauf.

„Wenn Kollegen sagen, es sei ein ‚historischer Moment‘, den wir gerade erleben und mitgestalten dürfen, dann gebe ich ihnen Recht“, sagt sie. „Wir arbeiten hier auf Augenhöhe, das Miteinander ist wirklich toll“, betont Kathrin Bauerrichter und holt eine neue Ampulle Impfstoff aus dem Kühlschrank.

Foto: Kreis Lippe