Bürgerstiftung Detmold erleichtert Kindern und Jugendlichen den Zugang zum Musikinstrument

Es ist dunkel auf einem Dachboden irgendwo in der Detmolder Innenstadt. Ganz hinten in der Ecke, da wo Dach und Giebelbalken aufeinandertreffen, liegt eine alte Posaune. Früher hat man oft auf ihr gespielt, sogar ein paar Big Band Konzertreisen hat sie erlebt. Zum Musizieren fehlt aber mittlerweile die Zeit, weshalb die Posaune jetzt eine ganz neue Reise antritt.

Im Sommer hat die Bürgerstiftung Detmold das Projekt „Gib Detmold Musik“ ins Leben gerufen, um Kindern und Jugendlichen den Zugang zur Musik zu erleichtern. Kinder und Jugendliche aus einkommensschwachen Familien sollen so die Möglichkeit haben, ebenfalls ein Instrument zu erlernen.

„Wir haben im Sommer angefangen Instrumentenspenden anzunehmen, wobei die Spendenbereitschaft riesig war. Wir sind total überwältigt, wie sehr uns die Detmolder unterstützt haben und den Spendern unglaublich dankbar“, betont Kay Sandmann-Puzberg, Vorstand der Bürgerstiftung Detmold. Er weiß aus Erfahrung, wie es ist, plötzlich nicht mehr so viel Zeit für die Musik zu haben, und hat ein Horn selbst gespendet „Ich hätte fast mal Musik studiert, mittlerweile ist Musik zwar immer noch ein Hobby, aber dafür reicht mir ein Horn“, erzählt er.

Insgesamt sind rund 150 Instrumente zusammengekommen. Von der Mundharmonika bis zum Klavier ist alles dabei. „Nur eine Orgel haben wir nicht“, scherzt Friedrich Brakemeier, der im Stiftungsrat der Bürgerstiftung sitzt. Einige Instrumente sehen aus wie neu, andere sind gebraucht, aber in einwandfreiem Zustand und sofort spielbar, wieder andere müssen repariert werden. Manche lassen sich aber auch gar nicht mehr aufarbeiten.

„Wir haben die reparaturbedürftigen Instrumente mit Grün für kleinere Reparaturen und mit Rot für größere Reparaturen gekennzeichnet, da müssen wir mal schauen, welche dann hinterher einsatzfähig sind“, fasst Marius Strootmann das weitere Prozedere zusammen.

Insgesamt schätzt er, dass letztendlich etwa 100 bis 110 Instrumente verliehen werden können. „Marius Strootmann studiert Kontrabass an der Hochschule für Musik und lernt jetzt gerade die Spendenbereitschaft und Musikbegeisterung der Detmolder kennen“, lacht Kay Sandmann-Puzberg. Allerdings hat Marius Strootmann auch einen Blick für andere Instrumente, wie etwa Klaviere. Da ein Klavier nicht einfach so eben mal abgeholt werden kann, schaut sich der Musikstudent das Instrument vor Ort genau an.

„Manche Klaviere sind zwar ganz besondere Stücke, lassen sich aber nicht mehr stimmen. Da ist der ideelle Wert dann höher als der materielle“, erzählt der Student.

Für jede Instrumentengattung hat sich ein Betreuer gefunden. So kümmert sich beispielsweise das Pianohaus Harke um die Klaviere und Keyboards, Mathias Weiken repariert in seiner Werkstatt die Geigen. Finanziert wird das Projekt durch den Lions Club Detmold-Residenz, der 5.000 Euro zur Verfügung gestellt hat, und die Postcode Lotterie, die das Projekt mit 20.000 Euro fördert. Davon werden Miete für die ehemalige Galerie Gausepohl und die Kosten der Aufarbeitung bezahlt.

Wenn alle Instrumente aus der Reparatur zurück sind, kann mit dem Verleih begonnen werden. Dazu war eigentlich ein Tag der offenen Tür geplant, der coronabedingt aber nun ausfallen muss. Stattdessen können sich Interessierte für Einzeltermine anmelden.

Kay Sandmann-Puzberg verweist auf die Einhaltung der Abstandsregeln: „Unsere Räumlichkeiten sind zum Glück groß genug, um ausreichend Abstand zu halten, wenn eine Familie zum Abholen eines Musikinstruments in der ehemaligen Galerie Gausepohl vorbei kommt.“

Wer sich für ein Instrument entscheidet, darf dieses zunächst für sechs Monate behalten. Danach wird entschieden, ob der Leihvertrag verlängert wird oder ob das Instrument ganz übernommen wird. Anfallende Reparaturen übernimmt die Bürgerstiftung, die regelmäßige Pflege ist allerdings Aufgabe der jungen Nachwuchsmusiker. „Das gehört nun einmal auch zum Musizieren dazu, dass man lernt, sein eigenes Instrument pfleglich zu behandeln“, erklärt Kay Sandmann-Puzberg.

Auch, wenn nun mit dem Verleih der Instrumente begonnen wird, nimmt die Bürgerstiftung weiterhin dauerhaft Spenden an, damit noch viele weitere Kinder und Jugendliche bis 18 Jahre die Chance bekommen, so hürdenfrei wie möglich ein Instrument zu erlernen.

Da ist Musik drin: Die Mitglieder des Vorstands und Stiftungsrates der Bürgerstiftung zeigen ein paar der gespendeten Instrumente. Foto: Merz