Detmolder Meisterkonzerte gehen in die neue Saison.

Die Freude am Konzertbesuch kehrt zurück. Für das kommende Studienjahr hat die Hochschule für Musik Detmold sechs Meisterkonzerte konzipiert. Das Publikum kann klassische Streichquartettklänge genießen und im Klavierabend einem Hammerflügel nachspüren. Doch den Auftakt bildet ein Duo, das sich dem Tango widmet.

Wenn Cesare Chiacchiaretta mit seinem Instrument den Konzertsaal betritt, wird es ganz still. Aber nur für einen Moment. Auf der Bühne ein Tisch mit einem roten Samttuch. Darauf stützt er sein linkes Bein, um das Bandoneon auf der Innenseite des Oberschenkels abzulegen. Dann nimmt er Blickkontakt zu seinem Duopartner an der Gitarre auf. Gleißendes Licht erfüllt den Konzertsaal, der Spot ist nur auf die beiden gerichtet. Den stillen Moment wollen sie noch einmal auskosten, bevor die ersten Töne wie aus dem Nichts den Raum durchschneiden. Nach wenigen Sekunden wird klar: Das ist unverkennbar Astor Piazzolla – der Komponist, der sich um das Bandoneon als Signalinstrument des argentinischen Tangos besonders verdient gemacht hat. Um dem Klang möglichst nah zu kommen, haben viele seine Musik auf das Akkordeon übertragen. Und so sind es Werke wie „Oblivion“ und „Le Grand Tango“, die das Programm des ersten Detmolder Meisterkonzerts am 18.10. bilden, mit dem die Hochschule einen bewusst frischen Akzent setzen möchte. Das Bandini-Chiacchiaretta Duo, das durch mehr als 50 Länder Kritiker wie Publikum gleichermaßen mit seiner Musik begeistert, tanzt den Tango im wahrsten Sinne des Wortes mit Blicken und Gesten, legt den Notentext nach volksmusikalischem Brauch frei aus und nimmt das Publikum mit auf eine faszinierende Reise in die Welt der argentinischen Musik. Neben Werken von Piazzolla erklingt zusätzlich Musik von den beiden Zeitgenossen Leo Brouwer und Máximo Diego Pujol.

DAS Klaviertrio aus Dänemark
Auch das Trio con Brio Copenhagen, das am 15. November den Konzertreigen fortsetzt, wird für zauberhafte Momente sorgen. Das Ensemble wird gebildet von Soo-Jing Hong (Violine), Soo-Kyung Hong (Violoncello) und Jens Elvekjaer (Klavier). Letzterer wurde 2005 als erster Däne überhaupt zum Steinway-Künstler ernannt. Das Trio studierte u. a. beim Alban Berg Quartett und startete seine internationale Karriere mit dem 1. Preis beim Internationalen Musikwettbewerb der ARD, einem der renommiertesten und größten Wettbewerbe der klassischen Musik. Seitdem folgten Konzerte in Europa, den USA und Asien. Für ihren Auftritt in Detmold hat das Trio Musik von Maurice Ravel, Anton Arenski und Per Nørgård im Gepäck.

Armenisches Geschwisterpaar
Die armenische Pianistin Lusine Khachatryan wurde schon als „Dichterin des Klaviers“ bezeichnet, ihr Bruder Sergey ging als jüngster Preisträger in die Geschichte des Jean-Sibelius-Wettbewerbs in Helsinki ein. Zusammen sind sie als Duo international vom Konzerthaus Dortmund bis in die Carnegie Hall New York erfolgreich und werden von der Fachpresse für ihr einfühlsames Spiel gelobt. Das Duo hat sich der kammermusikalischen Pflege von Werken für Violine und Klavier verschrieben. Zu seinen Aufnahmen zählt die Gesamteinspielung der Violinsonaten von Johannes Brahms, über die das Musikfachmagazin Rondo schreibt: „… das ‚Adagio‘ der d-Moll-Sonate lassen Sergey und Lusine Khachatryan einfach mit einer Innigkeit dahin strömen, dass man sich kaum zu bewegen wagt.“ Ebenso für Aufsehen sorgte auch die CD, in der sich beide unter dem Titel „My Armenia“ selten gespielten Komponisten ihres Heimatlandes widmen. Dem Detmolder Publikum stellt sich das Duo am 10. Januar 23 mit Werken von Bach, Schubert, Debussy und Respighi vor.

Vielseitige Sopranistin widmet sich dem Kunstlied
Als „schöne Diva, Berliner Art“ bezeichnete das Magazin CICERO die Sopranistin Annette Dasch. Sie ist auf den großen Bühnen dieser Welt zuhause und doch ganz natürlich geblieben. Ihre sängerischen und darstellerischen Fähigkeiten bewies sie an der Mailänder Scala, am Royal Opera House Covent Garden und im Konzert mit den Berliner- und Wiener Philharmonikern unter Dirigenten wie Christian Thielemann, Daniel Barenboim und Nikolaus Harnoncourt. Regelmäßig moderiert Anette Dasch ihre eigene Fernsehsendung – den „DaschSalon“ im Berliner Kunstraum Radialsystem, in der sie die Oper vom Ruf des Elitären befreien will. Zum Thema Freiheit ließ sie beispielsweise alle Anwesenden aufstehen und den Gefangenenchor aus Verdis „Nabucco“ singen. Dem Detmolder Publikum offenbart Annette Dasch eine weitere Facette ihres künstlerischen Schaffens: Zusammen mit ihrem Klavierpartner Wolfram Rieger spannt sie in ihrem Meisterkonzert am 31. Januar 23 den Bogen von Liedern Mendelssohns über Gustav Mahler und Alban Berg bis hin zu Hanns Eisler. Eine Besonderheit bildet der Liederzyklus „Six Sonnets de Louïze Labé“ des jüdischen Komponisten Viktor Ullmann, den dieser einer der bedeutendsten französischen Lyrikerinnen des 18. Jahrhunderts gewidmet hat.

Erstes Streichquartett in der Elbphilharmonie
Seit 18 Jahren behauptet sich das Quatuor Modigliani auf den großen Bühnen der Welt. Es war eine besondere Auszeichnung für die vier Musiker, als sie im März 2017 als erstes Streichquartett überhaupt im Großen Saal der frisch eröffneten Elbphilharmonie auftreten durften. Das Ensemble verfügt über ein breites Repertoire quer durch alle musikalischen Gattungen, das auch die Zeitgenössische Musik nicht ausschließt. 2020 feierte das Quartett die Weltpremiere des Streichquartetts „Split Apart“, welches der Komponist Mark Anthony Turnage eigens für die vier komponiert hatte. Nach Aufführungen in Wien und im Concertgebouw Amsterdam präsentieren die Musiker genau dieses Werk am 20.06.2023 in ihrem Detmolder Meisterkonzert. Zwei weitere Streichquartette von Schulhoff und Beethoven vervollständigen das Programm des Abends.

Botschafter des Hammerklaviers
Wussten Sie, dass Beethovens Musik zu seiner Zeit nicht auf dem Klavier, sondern auf einem Vorgängerinstrument – dem Hammerflügel – erklang? Das Instrument, welches wesentlich kleiner als das Klavier ist, verfügt über eine besondere Klangfarbe. Die Hochschule präsentiert im letzten Meisterkonzert der Saison einen Pianisten, der ein wahrhaftiger Spezialist für alle Tasteninstrumente ist: Kristian Bezuidenhout. Der Australier mit südafrikanischen Wurzeln studierte Cembalo, Hammerklavier, Continuo-Spiel sowie historische Aufführungspraxis. In Detmold bringt er dem Publikum Werke von Schubert auf dem Fritz-Hammerflügel der Hochschule näher. Hierbei handelt es sich um ein zweihundert Jahre altes Originalinstrument aus der Schubertzeit, das die Hochschule 2017 zur Ausbildung ihrer Studierenden und für Konzerte erwarb.

Auf einen Blick:
DI | 18. Oktober | 19.30 Uhr Bandini-Chiacchiaretta Duo
DI | 15. November | 19.30 Uhr Trio con Brio Copenhagen
DI | 10. Januar 2023 | 19.30 Uhr Sergey Khachatryan, Violine / Lusine Khachatryan, Klavier
DI | 31. Januar 2023 | 19.30 Uhr Annette Dasch, Sopran / Wolfram Rieger, Klavier
DI | 20. Juni 2023 | 19.30 Uhr Quatuor Modigliani
DI | 11. Juli 2023 | 19.30 Uhr Kristian Bezuidenhout, Hammerflügel

Einführungsveranstaltungen durch Studierende des Masterstudiengangs Musikvermittlung finden jeweils um 18.30 Uhr im Garten-Saal statt.

Eintritt Einzelkarten: 31|27|22 Euro, Schüler und Hochschulangehörige 16|13,50|11 Euro
Abonnement: 150| 125|100 Euro, Schüler und Hochschulangehörige 75|62,50|50 Euro

Studierende der HfM Detmold erhalten kurz vor Konzertbeginn freien Zugang zu verfügbaren Restplätzen.

Kartenverkauf:
Haus der Musik Wallgraben 6
32756 Detmold
Tel.: 05231 302078
info@musikalienhandel.de
Beginn Einzelverkauf: 10. September

Foto: Hochschule für Musik