Müll richtig entsorgen.

Nur wenige Stunden hat es gedauert, bis 20 fleißige Helfer bei einer Sammelaktion des KlimaPaktes in Barkhausen mehrere Säcke Müll zusammengetragen haben. Insgesamt konnten sie einen ganzen Anhänger mit Abfällen, die in der Natur gelandet sind, füllen. Die Aktion ist eine von vielen, die derzeit im Kreis durchgeführt werden. „In den vergangenen Monaten ist auffällig viel Müll nicht im Mülleimer, sondern in der Natur gelandet – und da gehört er definitiv nicht hin“, betont Thorsten Aust, Leiter des Abfallwirtschaftverbandes Lippe.

Im Laufe des Vorjahres gab es durch die Corona-Pandemie im März und April einmalig eingeschränkte Entsorgungsmöglichkeiten für Grünschnitt und Sperrmüll. Gerade in den Sommermonaten haben sich die Anlieferungen zum Beispiel bei der AGA aber wieder stabilisiert und lagen auf dem üblichen Wert. Dennoch ist es zu einem Anstieg von illegal entsorgtem Müll gekommen. Für Umweltsünder kann es richtig teuer werden. Verstöße können mehrere tausend Euro kosten. Die Anzahl der in 2020 eingeleiteten Ordnungswidrigkeitsverfahren liegt auf einem Hoch von knapp 60 Fällen. Im Jahr 2019 waren es noch 38. „Alle Entsorgungswege für eine nachhaltige und umweltschonende Abfallbeseitigung im Kreis Lippe stehen für Bürger offen. Dass die normalen Wege umgangen werden, ist nicht nachvollziehbar“, sagt Aust. Laura Schuster vom Klimapakt, die die Müllsammelaktion in Barkhausen organisiert hat, ergänzt: „Warum entsorgt man den Müll auf Wiesen und im Wald, wenn der Abfalleimer in den eigenen vier Wänden so nah ist? Besonders geärgert hat mich die Ablage einer Matratze. Der Weg zum Recyclinghof inklusive kostenloser Entsorgung ist ja wohl nicht komplizierter, als sie irgendwo in der Umwelt abzulegen. Außerdem tauchten nach kurzer Zeit schon wieder illegal entsorgte Müllsäcke auf.“

Insgesamt haben die Abfallmengen im vergangenen Jahr zugenommen. Die Entwicklung steht im direkten Zusammenhang mit der Pandemie: Die Beschränkungen auf das häusliche Umfeld spiegeln sich in der Statistik wider. Der Vergleich zum Vorjahr zeigt sowohl beim Biomüll als auch beim Restmüll eine Zunahme beim Pro-Kopf-Aufkommen von etwa sechs bis sieben Prozent. Gerade der Restmüll liegt damit deutlich über der gewöhnlichen Steigerung. Beim Papier Müll gab es weniger Zeitungsabfälle, dafür entsorgten die Lipper aber mehr Kartonagen und Verpackungsabfall – was auf vermehrte Online- und Essensbestellungen zurückzuführen ist. Die Entwicklung bei den Kunststoffverpackungen ist hingegen überraschend, es gab nur eine leichte Erhöhung. Eine seltenere betrachtete Kategorie sind die Glasabfälle. Hier ist das größte Wachstum zu verzeichnen. Die starke Zunahme ist eine Folge des weitestgehend geschlossenen Gastronomiebereiches. Hierdurch hat sich der Getränkekonsum in den häuslichen Bereich verlagert und wird durch Flaschenprodukte gedeckt.

Der Kreis Lippe stellt bei dieser Entwicklung keinen Einzelfall dar, sowohl regional als auch überregional wird von entsprechenden Mengensteigerungen seitens der Entsorgungswirtschaft berichtet. Auch die öffentlichen Berichte über „wilde“ Müllablagerungen nehmen zu.

Statistik: eigene Auswertung des Abfallwirtschftsverbands

Foto: Kreis Lippe